Akademie der Künste 2.11. 2017 20.00h
1. Teil:
„Li Bai trifft auf 1 3 5 7 9“ (Manfred Stahnke)
Carla Genchi, Wu Wei, Goran Lazarevic und TonArt String Trio in naturreiner Bohlen-Pierce-Stimmung
TonArt String Trio
Nicola Kruse Violine
Manfred Stahnke Viola
Thomas Niese Kontrabass
mit WuWei (Sheng), Carla Genchi (Mezzosopran) und Goran Lazarevic (Akkordeon)
Vor mehr als 40 Jahren kam in Hamburg ein Mikrowellen-Ingenieur auf die Idee, eine Tonskala auf naturreinen Intervallen aufzubauen, die nur die ungradzahligen Naturtöne abbildete. Heinz Bohlen wurde mit John Pierce der Namensgeber der „Bohlen-Pierce-Skala“, die erstmals mit einem naturrein gestimmten Streichquartett in der Freien Akademie der Künste in Hamburg zu hören sein wird.
Das TonArt String Quartet hat im Sommer 2017 Stimm- und Spiel-Techniken entwickelt, diese Art von Melodik und Harmonik zu Gehör zu bringen. Dafür müssen Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass umgestimmt und völlig neue Griffe gelernt werden. Es gibt in dieser Welt keine Oktaven oder Quinten, dafür aber andere, nie naturrein gehörte Intervalle.
Die Idee von Heinz Bohlen, die Naturtöne 1-3-5-7-9 rein abzubilden, hat TonArt kombiniert mit der „Just Intonation“ des US-Amerikanischen Komponisten und Instrumentenbauers Harry Partch. Partch befreite sich von der temperiert gestimmten westlichen Musik und integrierte viele Einflüsse in sein Konzept, die von Vorderasien bis nach China reichen. Er übernahm aus diesem Raum auch Instrumente oder baute sie nach. Seine berühmten „Li Po Songs“ beruhen auf klassischen chinesischen Gedichten von Li Po (Li Bai). Partch selbst trug sie in seiner mikrotonalen Gesangstechnik vor und begleitete sich dabei auf seiner „Adapted Viola“.
TonArt String Quartet erweist Harry Partch seine Reverenz, indem es Bezug nimmt auf seine Vertonungen dieses großen klassischen chinesischen Dichters. Wie bei Partch wird unsere Musik durchaus nicht „chinesisch“ klingen, sondern wird eine Art Weltmusik suggerieren, wo Volkstümliches sich mit Minimalistischem oder „Maximalistischem“ verbindet. Letzteres Wort stammt von György Ligeti, der damit wortspielerisch die höchste Kunstmusik umriss.
Li Bai Original | Pinyin | translation |
床前明月光 | chuáng qián míng yuè guāng | (bed – before – bright – moon – beam) |
疑是地上霜 | yǐ shì dì shàng shuāng | (doubt – is – earth – on – frozen) |
舉頭望明月 | jǔ tóu wàng míng yuè | (raise – head – look – bright – moon) |
低頭思故鄉 | dī tóu sī gù xiāng | (drop – head – think – old – homeland) |
2. Teil:
„nocturne chinoise II“ – Fragen an den weißen Hasen
Künstlerische Leitung & Komposition: Hannes Wienert
TonArt Ensemble mit WuWei (Sheng), Carla Genchi (Mezzosopran) und Goran Lazarevic (Akkordeon) – Marion Gretchen Schmitz (Sprecherin)
Texte: Gedichte aus der Tang Dynastie von Li Bai
Die Performance von „nocturne chinoise II“ – Fragen an den weißen Hasen – verbindet traditionelle chinesische und westliche Instrumente auf innovative, improvisatorische und technisch höchst anspruchsvolle Weise. Musik und Text (Gedichte des berühmten Tang-Poeten Li Bai) beziehen sich spielerisch und kreativ direkt aufeinander und setzen sich künstlerisch in ästhetisch immer neue Spannungsfelder. Die Texte stammen aus dem 8. Jahrhundert, sind aber in ihren Grundthemen wie Sehnsucht nach der Heimat, der Poesie, der Liebe und der Hoffnung, dem Krieg und dem zerstörten bzw. verloren gegangenen Gefühl zeitlos. Dennoch oder gerade deshalb steht der bezaubernd betörende Klang der 4000 Jahre alten chinesischen Mundorgel Sheng im Mittelpunkt der Aufführung. Erweitert wird der in unserem Kulturkreis selten zu hörende Klang durch ein europäisches Durchschlagzungeninstrument, Goran Lazarevic’s Akkordeon, einem Urenkel der Sheng, und dem charismatischen Mezzosopran der Italienerin Carla Genchi.
Die außergewöhnliche Kombination von Mundorgeln, Akkordeon, menschlicher Stimme und den TonArt Streicher/innen in Verbindung mit weiteren Blasinstrumenten und Percussion führen in ihrem zeitweise mikrotonalen Zusammenspiel in eine Klangwelt, die alt entfernt und zugleich neu und nah erscheint.
Wu Wei ist einer der berühmtesten Sheng-Spieler Chinas, der die alten chinesischen Künste neuartig mit aktuellen künstlerischen Strömungen zu verbinden sucht.
Es werden Pflaumenwein und Lychees in der Pause gereicht!
TonArt Ensemble Hamburg:
Daria Karmina Iossifova Toy Piano, Melodica
Ulla Levens Violine
Nicola Kruse Violine
Georgia Hoppe Clarinette, Saxonette, HuLuSI
Manfred Stahnke Viola, HuLuSi
Thomas Österheld Bassclarinette
Thomas Niese Kontrabass
Helmuth Neumann Altonium, Percussion, Schneckenhorn
Michael Haase Dan Bao
Hannes Wienert Sopransax, Sheng, Piri, HuLuSi
Marion Gretchen Schmitz: Sprecherin
Ort: Akademie der Künste, 2-11-2017
Eintritt 15,-/ermäßigt 10.- €
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